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Die Liebe zum guten Klang verbindet uns.
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Sabina Schöberl ist seit 9 Jahren als FOH mit diversen Bands unterwegs. Wir haben den Weltfrauentag als Anlass genommen Sabina zum Interview einzuladen.
Sabina Schöberl ist seit 9 Jahren als FOH mit diversen Bands unterwegs. Hauptsächlich mit den Prog-Rockern Mother's Cake auf Tour, war sie die letzten 2 Jahre mit The Vintage Caravan aus Island unterwegs, hat aber auch für die drei israelischen Bands Ouzo Bazooka, Liraz und Gili Yalo Sound gemacht, um nur ein paar zu nennen.
Wir haben den Weltfrauentag als Anlass genommen Sabina einzuladen und mit ihr über ihren Werdegang und Vorurteile, die ihr in ihrem Beruf als Live Technikerin begegnet sind, zu reden.
[LEWITT] Wie bist du zur Live Technik gekommen? Als du ein Teenager warst, hast du da retrospektiv etwas gemacht, dass dich auf den Weg zur Musikproduktion gebracht hat?
[Sabina Schöberl] Mit circa 18 habe ich mit einer Freundin und einem Freund angefangen österreichweit Underground Konzerte zu organisieren und Bands zu buchen. Das waren oft Basement Veranstaltungen, wo es häufig keine Anlage oder Equipment gab. Damals ist quasi das Interesse entstanden, was man für einen Gig alles braucht, aber da hatte ich noch kein Wissen im Bereich Live Technik. Basierend auf diesen Erfahrungen habe ich dann in Wien an der Deutschen Pop meine Ausbildung als Tontechnikerin angefangen und inzwischen arbeite ich schon seit 9 Jahren als FOH.
[LEWITT] Wolltest du von Anfang an FOH werden? Erzähl uns von deiner Ausbildung und wie du dir anfänglich Erfahrung in der Live Technik angeeignet hast.
[Sabina Schöberl] Ja, ich wusste von Anfang an, dass ich FOH werden möchte. Bei der Ausbildung hast du dann oft ein Studio und es geht in erster Linie mal darum die Grundlagen zu lernen. Da bist du in einem schönen geschützten trockenem Raum, wo der Live Moment nicht vorhanden ist.
Um Erfahrungen im Live Bereich zu sammeln, habe ich während dem Studium ein Praktikum im KAPU Linz gemacht und bin seither auch dort tätig.
Mein erster Gig alleine war gleich mit einer 7-köpfigen Band auf einer kleinen Bühne in einem kleinen Raum und das war dann schon die Feuertaufe. Auch genremäßig habe ich dort viel gelernt: von Hip Hop über Metal und Elektro bis hin zu Jazz, ergab sich so ziemlich alles.
[LEWITT] Welche Tipps würdest du anderen geben, bzw. was ist deiner Meinung nach das wichtigste im FOH Beruf?
[Sabina Schöberl] Also an erster Stelle muss man viel Empathie mitbringen. Ich finde es sehr wichtig, dass man sich auf Musiker und Musikerinnen einlässt und nicht nur ganz stur seine Schiene fährt und alles so macht, wie man es gelernt hat, sondern sich auch auf Kreatives einlässt. Mein Tipp ist, ganz viel Musik hören und offen sein. Musik ist Bildung! Mir war es immer wichtig, dass ich, auch wenn ich ein Metal-Head bin, ein Blues/Jazz Konzert mixen kann.
[LEWITT] Wie ist es als Frau in einer Männer-dominierten Industrie zu arbeiten?
[Sabina Schöberl] Auf der einen Seite finde ich es sehr schön, weil ich auch sehr viele positive Erlebnisse hatte – jedoch muss ich mich leider auch zu den Frauen zählen, die sexistisches Macho-Gehabe des öfteren gespürt haben
Ich glaube es ist wie in allen anderen Industrien, wo das Patriarchat sehr präsent ist und man kämpfen muss, um in einer vorwiegenden männlichen Hierarchie voran zu kommen. Aber ich habe das Gefühl es tut sich was in der Musikindustrie: ich kenne einige Frauen die im Booking oder Lichttechnik-Bereich arbeiten oder Manager Positionen haben – allerdings finde ich es ein bisschen schade, dass ich über die letzten Jahre gerade mal ein Dutzend Frauen getroffen habe, die in der Live Technik arbeiten und das versuchen wir zu durchbrechen.
Ich möchte da andere Frauen, die sich für den Beruf interessieren auf jeden Fall motivieren und wünsche mir mehr Bewusstsein dafür, dass uns Frauen von den Männern nichts unterscheidet und dass man auch als Frau eine Nerdin sein kann und darf. Und das auf keinen Fall unsexy ist. Im Gegenteil.
Einfach ist es nicht immer und ich fühle mich auch nicht in jeder Situation wohl, spreche das dann aber in den meisten Situationen offen an.
[LEWITT] Es gibt sicher immer wieder Vorurteile die dir in deinem Job begegnen, kannst du uns da ein paar Anekdoten erzählen?
[Sabina Schöberl] Was mir oft passiert - und das ist jetzt nichts, was mir im Herzen weh tut - ist die Situation, dass ich mit einer Band in der Venue ankomme und dann kommt irgendein Mann, der dort arbeitet und die erste Frage, die ich gestellt bekomme ist: “Ach, und von wem bist du die Freundin?” - manchmal bekomme ich auch gleich zu hören:"Der Merch Stand ist da hinten in der Ecke".
Manche Männer ziehen es also überhaupt nicht in Erwägung, dass ich eventuell ja auch die Technikerin sein könnte, weil ihnen das Bewusstsein dafür fehlt.
So ein Interview ist ja immer etwas sehr subjektives und ich kann nur von meinen Erfahrungen reden, aber ich weiß auch, dass es da draußen Frauen gibt, die wirklich schlechte Erfahrungen gemacht haben und ich hoffe die behalten das nicht für sich, wenn sie mit sexistischen Aussagen belästigt werden. Nur weil ich mich glücklich schätzen kann, weil mir so was noch nicht passiert ist, heißt das nicht, dass es nicht anderen Frauen passiert ist. Und das weiß ich zu 100%.
[LEWITT] Welche positiven Erfahrungen hast du gemacht?
[Sabina Schöberl] Ich bin sehr oft nach Shows in einen Dialog mit Männern geraten, die sehr feministisch denken bzw. waren und sich für Frauen einsetzten und auch fördern. Nicht wegen einer Quote, sondern einfach weil wir der Meinung sind, dass das ganz normal ist. Und da gab es auch schon Männer, die sich von meiner Arbeitsweise etwas abgeschaut haben und sich nach dem Konzert Tipps von mir geholt haben. Ich habe viele schöne Erfahrungen gemacht.
Aber nichtsdestotrotz ist es immer noch ein Patriarchat und wir müssen uns da immer noch oft viel mehr beweisen und mehr kämpfen, um uns durchzusetzen als unsere männlichen Kollegen.
[LEWITT] Hast du eine Idee, was man tun könnte, damit mehr Frauen im Tontechniker Beruf arbeiten?
[Sabina Schöberl] Ich finde man muss erstmal das Bewusstsein bei jungen Frauen für diesen Beruf schaffen, da durch die geschlechterstereotype Erziehung viele junge Frauen überhaupt nicht auf die Idee kommen in die Tontechnik zu gehen.
Ich fände es gut, wenn es mehr Workshops geben würde, die speziell für Frauen sind, da man so das Interesse wecken kann. Ich kann mir gut vorstellen, dass man mit einem solchen Angebot die Hemmschwelle durchbrechen könnte, die einige Mädchen eventuell haben, wenn sie in einem Workshop mit vielen Jungs sind, die schon mehr Wissen haben, weil sie ja durch in der Gesellschaft vorherrschende Geschlechterrollen oft mit Technik aufgewachsen sind und in dem Bereich von klein auf gefördert wurden.
[LEWITT] Hast du selber auch schon Workshops für junge Frauen gegeben und gibt es in Österreich generell überhaupt ein Angebot?
[Sabina Schöberl] Ja, ich habe schon ein paar Workshops gegeben. Daher weiß ich auch, dass sich Frauen sehr wohl für das Thema interessieren.
Die Problematik, die ich da beobachtet habe ist die, dass es zwar ein Angebot für Frauen gibt, wenn man schon fortgeschrittener ist, aber es fehlen die Basic Workshops, wo man bei Null anfängt und als Frau sich das einfach mal Interesse halber anschauen kann – da würde ich mir wünschen, dass es verschiedene Initiativen gibt, die das anbieten.
Hier in Österreich gibt es zum einen das Girls Rock Camp. Da habe ich schon zweimal mitgemacht und Workshops gegeben. DareYa ist ein queer-feministischer Verein aus Innsbruck, die bieten einmal im Jahr Workshops an und Konzerte, wo dann hauptsächlich Frauen hinter den Fadern stehen und mischen. Es gibt das AnnandPat, ein Kulturverein in Linz und es und vor allem auch das Frauenbüro Fiftitu%, die leider die Förderungen gekürzt bekommen haben, wie so viele andere bzw überhaupt nicht mehr vom Staat unterstützt werden.
Es gibt zwar ein kleines Angebot, aber das fungiert eher in der Subkultur und dringt nicht wirklich nach Außen, weil es ganz wenig Plattformen in der kommerziellen Welt und den Medien gibt.
Ich kann es trotzdem nur jeder Frau empfehlen, die sich für Tontechnik interessiert, es auszuprobieren und man kann sich auch gerne bei mir melden, wenn man Hilfe oder Infos braucht.
[LEWITT] Was sind für dich Ziele für die Zukunft, wo würdest du gerne hin?
[Sabina Schöberl] Ich arbeite jetzt am 7. April im Flex mit einer Band, die gerade für einen Grammy nominiert war: Tank And The Bangas. Großartige Band mit sehr starker „Frontfrau“. Ich bin da für's Stage Management, Produktion etc zuständig. Darauf freue ich mich extrem.
Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass ich mehr im Produktionsbereich arbeiten kann. Und ich würde auch gerne mehr Workshops für Frauen geben, weil mir das bisher immer sehr viel Spaß gemacht hat und ich hoffe ich finde da eine Plattform oder Venue, wo man das mehrmals im Jahr veranstalten kann. Ich habe da schon ein paar Ideen.